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Geburtsbericht²

  • Autorenbild: anuschkaa1
    anuschkaa1
  • 29. Okt. 2023
  • 10 Min. Lesezeit

"Wie du freust dich auf die Geburt? Hast du keine Angst vor den Schmerzen?"


Diese und ähnliche Fragen durfte ich mir die ganze Schwangerschaft über anhören, denn NEIN, ich hatte zu keinem Zeitpunkt Angst oder ähnlich negativ behaftete Gefühle im Bezug auf die Geburt. Wirklich, ich habe mich so sehr darauf gefreut wieder diese Stärke zu spüren, wieder dieses Gefühl ein Baby in den Händen halten zu dürfen, wieder dieses über eigene Grenzen wachsen & was soll ich sagen, ich hätte niemals erahnen können, dass es so viel schöner, als in meinen Vorstellungen sein würde.


Auch diese Schwangerschaft verlief komplikationslos und sehr beschwerdegering, aber dadurch, dass wir schon einen kleinen Jungen zu Hause rumlaufen haben, muss ich gestehen, dass die Schwangerschaft wirklich sehr nebenher lief. Manchmal habe ich sogar vergessen, dass ich schwanger war, bis ich nicht wieder einen Tritt in die Rippen bekommen habe. Zum Ende hin hatte ich auch schon wirklich keine Lust mehr auf die Kugel und wieso auch immer war meine Intuition, dass sich unser Baby 10 Tage früher auf den Weg macht. Schon beim ersten Kind hatte ich mit 1 Woche vor ET eine Punktlandung geschätzt und was soll ich sagen, auch dieses Mal war meine Intuition goldrichtig. Ich muss auch ehrlich gestehen, dass ich mich sehr darüber gefreut habe, dass auch unser zweites Kind damit gesegnet wurde an einem Feiertag geboren zu sein.


SONNTAG, 01.10.2023

Der Tag der Tage, der mir sagte, es dauert nicht mehr lange. Denn, mein Schleimpfropf hat sich am Morgen nach dem Toilettengang gelöst. Aber wie die Meisten von Euch wissen, kann es zwar bedeuten, dass die Geburt bald los geht, es kann sich aber auch noch um Tage oder Wochen handeln. Für Alle, die nicht wissen, was der Schleimpfropf ist - das ist ein zäher Schleim, der den Muttermund am unteren Ende des Gebärmutterhalskanals verschließt und somit vor Keimen und Infektionen schützt. Dieser löst sich eben vor der Geburt, kann sich aber auch wieder neu bilden.


MONTAG, 02.10.2023

Also entschieden wir uns dazu unseren ersten Sohn über Nacht bei meinen Eltern zu lassen. Wir wollten nochmal einen schönen Abend zu Zweit verbringen, nochmal richtig ausschlafen und darauf vorbereitet sein, sollte meine Intuition wirklich wieder richtig liegen und die Geburt losgehen. Und so war es auch einfach. Um 2 Uhr nachts fingen auf einmal Wehen an. Noch nicht stark, aber ich wusste, yeeees es geht los, ich bin also aufgestanden, habe die letzten Dinge für die Klinik vorbereitet und meinen Mann noch schlafen lassen. Die Wehen wurden stärker und auch regelmäßig, aber ich konnte noch reden und alles machen wie gehabt. Dadurch, dass ich bei der ersten Geburt aber einen Blasensprung hatte und dann von 0 auf 100 richtig heftige Sturmwehen bekam, kannte ich nur diese starken Wehen. Gegen 3 Uhr habe ich dann meinen Mann geweckt, weil die Wehen im regelmäßigen Abstand von 7 Minuten kamen & es bekanntlich bei der 2. Geburt schneller gehen kann. Also haben wir uns auf den Weg ins Krankenhaus gemacht.


Um 03:45 Uhr kamen wir also an und dann überkamen uns eine volle Ladung schöner Emotionen, wir wussten in wenigen Stunden halten wir unser Baby in den Armen. Dann sind wir zu viert, unser Kleiner wird der Große sein und wir dürfen noch mehr Liebe geben und noch viel mehr Liebe erhalten. Die Tränen flossen nur so vor purer Vorfreude bei uns und wir gingen schließlich zum Kreißsaal. Dort angekommen merkte ich schon, dass die Wehen plötzlich weg waren und mir graute es schon, dass wir gleich wieder nach Hause fahren müssen. Die Hebamme schloss mich also nach der Aufnahme ans CTG - keine Wehen, untersuchte mich - Muttermund geschlossen. Es lag also an uns, nach Hause fahren oder warten bis es los geht, denn die Wehen, die ich verspürte waren Senkwehen, da das Köpfchen noch nicht fest im Becken saß. Es hieß also wieder, kann sich um Stunden, aber auch noch um Tage handeln. Auf Empfehlung der Hebamme, da es beim zweiten Kind gewöhnlich schneller geht, sind wir erstmal im Krankenhaus geblieben. Ab dann hieß es für uns spazieren gehen, ausruhen, auf dem Pezziball hüpfen, Hüfte kreisen und Zeit überbrücken. Ganze 15 Stunden waren wir im Krankenhaus, Wehen kamen und gingen. Waren zeitweise auch echt heftig, aber nichts was sich auf den Muttermund auswirkte. Die ganze Zeit war alles dicht und verschlossen. So deprimierend, wenn man Wehen aushalten muss und sie nichts zu bringen scheinen. Also haben wir gesagt wir möchten nach Hause und einfach wieder kommen, wenn es richtig losgeht.


Zu Hause angekommen haben wir erstmal gegessen, ein bisschen geschlafen und dann wurde ich nach knapp 3 Stunden mit starken Wehen aus dem Schlaf gerissen. Ich habe sofort gemerkt, dass es richtige Wehen sind und war mir sicher, dass sie dieses Mal muttermundwirksam sind. Wir haben also angefangen die Wehen wieder zu tracken und sie kamen bereits alle 7 Minuten für knapp eine Minute regelmäßig. Als wir nach einer Stunde bei 5 Minuten Abstand ankamen und ich den Test mit der Badewanne gemacht habe, haben wir uns wieder auf den Weg ins Krankenhaus gemacht. Gehen die Wehen in der Badewanne nämlich weg, sind es Senkwehen, werden sie aber durch die Wärme gar stärker und regelmäßig, sind es richtige Wehen.


Gegen 21 Uhr waren wir also wieder unterwegs ins Krankenhaus und ich musste die Wehen aufjedenfall veratmen und konnte währenddessen nicht mehr sprechen. Ich war mir sicher, dass es dieses Mal wirklich losgeht, dennoch hatte ich Angst, dass die Hebamme gleich wieder sagt "Muttermund ist erst bei 1 cm" oder so. Auf dem Parkplatz angekommen meinte ich zu meinem Mann, dass wir unbedingt zu Fuß in den Kreißsaal gehen sollen. Wir haben auf dem kostenfreien Parkplatz geparkt, also mussten wir schon so 10 Minuten laufen, aber ich wollte unbedingt noch selbst gehen, um die Wehen weiter anzutreiben. Aber sie kamen bereits alle 2-3 Minuten und wir mussten alle paar Meter stehen bleiben. Der Rücken meines Mannes war da ständig meine Stütze und Hilfe beim Veratmen.


IM KREIßSAAL

Angekommen begrüßte uns schon die Hebamme, die uns ein paar Stunden vorher entlassen hatte. Mein Bett hatte sie sogar noch gelassen, da sie sich sicher war, dass wir in der Nacht noch wieder kommen würden. Wir sind ins Zimmer und dann war Schichtwechsel dran und die Hebamme, die uns in der Nacht zuvor aufgenommen hatte, als die Wehen weg waren, war wieder mit der Schicht dran und so haben wir einfach den ganzen Tag über alle Hebammen "mitgenommen" um am Ende den Kreis zu schließen und wieder die "Erste" für die Geburt zu haben. Um 22 Uhr wurde ich schließlich ans CTG angeschlossen und untersucht & dann fiehlen die magischen Worte: Muttermund bei 3-4 cm. Ich war so erleichtert, dass die Wehen was bringen und wir unserem 2. Sohn immer näher kommen. Es wurde abgemacht, dass sie in einer Stunde wieder zur Untersuchung kommen würde und ich bis dahin alles machen darf, was mir gut tut. Ich habe versucht bei einer Wehe zu stehen - schrecklich ! Auf dem Pezziball zu hüpfen oder das Becken zu kreisen - keine Chance ! Auf allen Vieren auf dem Boden hocken - schlimmer ging nicht. Tatsächlich war es für mich am Angenehmsten zu liegen. Ich konnte jede Wehe genau wahrnehmen, habe richtig gespürt, wie sie an Intensität zunahmen, wie sie abgeklungen sind und wie sie mich Schritt für Schritt weiter gebracht haben. Es war einfach ein so gutes Gefühl mit einer Wehe abgeschlossen zu haben. Zu wissen, die ist fertig und kommt nicht wieder und jede weitere bringt mich nur näher an unser Baby. Dieses Gefühl, dass es immer heftiger wird habe ich als so bestärkend für mich selbst empfunden. Es war auch Tausend Mal besser zu ertragen, als beim Wehensturm bei Roman, weil man einfach ein ganz anderes Gefühl über den eigenen Körper dabei hatte. Für meinen Mann war es fürchterlich mich mit den Schmerzen zu sehen und durch den wenigen Schlaf in den vergangenen Stunden wollte er schnell zur Tankstelle fahren und sich Energy holen, denn bis zu 10 cm Muttermundsöffnung hatten wir noch einige Zeit vor uns - dachten wir.


Aber die Wehen kamen immer schneller und intensiver, sodass die Hebamme bereits nach einer halben Stunde zur Untersuchung kam und der Muttermund bereits bei 7-8 cm war - also gingen wir direkt rüber in den Kreißsaal. Ich lag auf dem Bett und habe nur gehofft, dass mein Mann bald kommen würde, um die Geburt nicht zu verpassen. Dann habe ich ihn aber schon gehört, wie er nach mir fragte und durch die offene Tür direkt in den Kreißsaal kam. Er war selbst darüber verwundert, dass es jetzt doch so schnell ging. Mein Mann meinte um 23 Uhr noch zur Hebamme, dass ich so auf den 03.10 als Geburtstag gehofft habe, worauf sie nur antwortete, dass es evtl. noch in der nächsten Stunde werden könnte. Die letzten 2 cm waren wirklich intensiv, aber eine absolute Erleichterung war mein Mann dabei. Ich lag auf der Seite und jedes Mal wenn eine Wehe kam, hat er mein Bein angewinkelt und gefühlt in mein Nacken gedrückt, um das Köpfchen weiter nach unten zu bringen, da es immer noch nicht fest im Becken saß. Das tat so gut und ich habe die Power dahinter in meinem Körper so krass wahrgenommen.


Gegen 23:30 Uhr konnten wir dann endlich mit dem Pressen anfangen, da wir bei 10 cm waren. Ich lag immer noch auf der Seite und wir haben es erstmal so versucht, aber dadurch, dass ich ständig ein Hohlkreuz in der Position gemacht habe, hat die Hebamme vorgeschlagen, dass ich mich auf den Rücken legen solle und genau wie bei der ersten Geburt, hat es sich so einfach viel besser für mich angefühlt. Dieses Gefühl des Pressens und aktiv mitwirken war wieder so übermannend und antreibend. Aber dieses Mal war es noch ein viel atemberaubenderes Gefühl, denn ich konnte die Wehen richtig spüren und nutzen, anders wie beim ersten Mal mit der PDA. Ich hatte meinen Körper so ohne Medikamente oder sonstiges viel besser im Gefühl und im Griff, weshalb ich dieses Mal wahrscheinlich auch ohne Geburtsverletzungen aus der Geburt gegangen bin.


Irgendwann meinte die Hebamme dann aber: "Wenn Sie den 03.10 als Geburtstag wollen, haben wir noch 7 Minuten" und das war nochmal ein richtiger Ansporn für mich. Zwei Mal richtig gepresst und dann war er einfach um 23:57 Uhr da. Einfach so, ohne viel Gebrüll, ohne PDA, so wie die Natur es für jede Frau vorgesehen und bestimmt hat. Er wurde mir direkt auf die Brust gelegt und wir dachten unser erster Sohn würde dort liegen. Die Ähnlichkeit der Beiden war wirklich erstaunlich. Bis heute, fast einen Monat nach der Geburt, könnten sie sich nicht ähnlicher sehen.


Mein Mann durchschnitt die Nabelschnur und ich habe einfach nur das Bonding genossen. Die Hebamme entnahm der Nabelschnur noch Blut, da ich mich für eine Stammzellenspende entschieden hatte. Danach wurde der Kleine untersucht und war genauso wie Roman 50 cm groß und wog 3130 g. Ein ganz kleines zärtliches Wunder, dass uns dort wieder geschenkt wurde. Die Hebamme legte ihn danach an meine Brust an und ich war erstaunt, wie schnell er angedockt ist und zu trinken begann. Auch das war von Anfang an ganz anders, wie zum ersten Mal. Denn bei Roman musste ich bis zum Ende mit Stillhütchen stillen, was es echt schwer gemacht hat damals. Aber jetzt ist es so viel schöner und einfacher, dass es einfach so klappt wie die Natur es einfach vorgesehen hat.


ERSTE STUNDEN ZU DRITT

Wir wurde irgendwann auf unser Familienzimmer gebracht und genossen die exklusive Zeit zu Dritt. Es ist wirklich unbegreiflich, wie vertraut einem alles auf einmal erscheint. Wie verliebt man von der ersten Sekunde an ist. Klar waren wir das bei Roman auch, aber es war doch anders. Bei Roman ist die Liebe von Tag zu Tag gewachsen, denn irgendwo war es damals einfach ein fremdes Lebewesen, dass plötzlich in unserem Leben war und jetzt bei Paul, weiß man was alles kommt und die Gefühle waren ganz anders. Man genießt Alles auch viel mehr, da man einfach weiß, wie schnell diese Marmeladenglasmomente vergehen. Wo es beim ersten noch sehr befremdlich und ungewohnt war, war es aufeinmal so vertraut und als wäre der Kleine schon immer da gewesen. Der Umstieg von 0 auf 1 Kind war für uns einfach heftiger, als jetzt von 1 auf 2, denn irgendwie hat sich nichts verändert und irgendwie auch schon. Es war wirklich einfacher und dadurch, dass es uns allen gut ging sind wir nach nur einer Nacht auch schon nach Hause gefahren. Denn zu Hause hat ja auch schon unser Großer auf uns gewartet.


DAS LEBEN ZU VIERT

Wir haben uns auf zu Hause gefreut, denn zu Hause ist zu Hause. Die ersten Tage waren dennoch nicht ohne, Roman hat sich natürlich über seinen Bruder gefreut und ihn viel gestreichelt und Kussis verteilt, aber er musste auch erstmal damit klar kommen, dass er sich seine Eltern jetzt teilen muss und wir nicht immer sofort nur auf seine Bedürfnisse eingehen können. Auch nachts wenn Paul geweint hat, fing er auch an zu weinen. Was sich mittlerweile gut eingelebt und eingewöhnt hat. Das Schlimmste für mich war aber einfach, dass ich plötzlich wie abgeschrieben war und ich durfte nichts mehr machen und alles sollte nur noch von Papa gemacht werden. Das zu sehen, hat mich wirklich sehr gekränkt. Aber auch das hat sich gelegt und wir haben unseren Weg gefunden, wie wir allen gerechter werden. Es ist und bleibt ein Prozess, aber diese Liebe bereits jetzt zwischen den beiden Jungs zu sehen, macht alles wieder gut. Roman liebt seinen kleinen Bruder wirklich sehr und jedes Mal wenn er ihn küsst, streichelt oder voller Stolz beim Windeln wechseln oder Baden hilft, oder ihm den Schnuller gibt, wenn er weint, rührt es uns immer wieder aufs Neue zu Tränen.


So leben wir nun unser Leben zu Viert, zwischen Nervenzusammenbrüchen und puren Glücksgefühlen und würden es nicht anders machen wollen. Ich wünsche allen Schwangeren, dass sie eine wundervolle Geburtserfahrung machen, denn für mich ist es wirklich eins der schönsten Erlebnisse im Leben gewesen. Es heißt ja nicht umsonst, dass mit jedem Kind auch eine Mutter geboren wird. Wenn es nach mir gehen würde, würde ich immer wieder gebären, denn mein Mindset, meine Power, das Alles kommt durch die Stärke, der Geburten. Natürlich ist es auch schmerzhaft, das kann und will ich nicht beschönigen, aber das was man an Stärke aus einer Geburt nehmen kann ist so viel mehr als diese Schmerzen und wie es auch immer jeder sagt, sobald das Kind da ist, ist es eh vergessen & ich hätte gefühlt wirklich sofort wieder gekonnt. Und um Eure offene Frage zu beantworten, ob es noch ein 3. Kind geben wird - stand jetzt sind wir komplett & so Gott will, kommt vielleicht irgendwann das Bedürfnis nach einem weiteren Kind, vielleicht machen uns unsere beiden Jungs auch einfach vollkommen. Die Zeit wird es zeigen.


Roman hat mich zur Mutter gemacht, aber Paul macht mich bereits jetzt zu einer Besseren & damit schicke ich Euch allen ganz viel Vertrauen in Euch selbst! Danke, dass ihr Euch die Zeit genommen habt, um diesen Beitrag zu lesen.



 
 
 

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