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Mein Geburtsbericht

Autorenbild: anuschkaa1anuschkaa1

Wo fängt man bloß an über das wohl schönste Ereignis seines Lebens zu schreiben? Die Geburt unseres Sohns liegt jetzt fast drei Wochen zurück und noch immer kann ich nicht begreifen, dass ich einen echten Menschen zu Welt gebracht habe. Noch nie musste ich so stark sein, noch nie war ich mit meinem Körper im Einklang wie in dieser Situation. Die Geburt hat alles bei uns geändert, hat mich verändert.

 

Die Schwangerschaft an sich war bei mir glücklicherweise komplikationslos und sehr beschwerdegering. Ich durfte sie bis zur 40. SSW komplett genießen, denn unser kleiner Mann hat sich genau 39+6 auf den Weg gemacht.

Zu der Zeit hatte ich jedoch keine Ahnung, dass sich die Geburt anbahnen würde, doch einige Vorboten gab es im Nachhinein betrachtet dann schon. Ich verspürte schon Tage vor der Geburt einen unheimlichen Druck nach unten, sodass mir selbst das Laufen immer schwerer fiel. Erst zwei Tage zuvor hatte ich das erste Mal auch ein Ziehen im Unterleib und nicht nur wie sonst im unteren Rücken verspürt.

Ein weiterer unbewusster Vorbote: Es war der 1. Weihnachtstag und ich hatte absolut keine Lust mehr auf Weihnachtsdeko. Habe also an dem Tag, an dem es losging, unbewusst das Haus von Tannenbaum und Deko befreit und alles sauber gemacht. Als hätte ich es geahnt, wobei ich sagen muss, dass mir immer der 26. im Kopf war und mein Bauchgefühl einfach an diesem Datum hing. Tja, hätte aber nicht gedacht, dass es letztendlich wirklich DAS Datum wird.


 

SAMSTAG, 25.12.2021


Vollkommen vollgegessen und zufrieden sind wir nach dem Weihnachtsessen bei meinen Eltern nach Hause gekommen. Wir hatten uns auf einen richtig entspannten Abend im Bett und einen guten Film eingestellt. Gesagt getan, wir sind hoch ins Bett und haben den Film angemacht. Keine 2 Minuten später, 19:15 Uhr, nachdem ich endlich entspannt im Bett lag, merkte ich wie es warm und nass in meiner Unterhose wurde. Es war nicht viel und ich dachte, jetzt fängt die Inkontinenz an, or what. Ich bat daraufhin meinen Mann ein Bild zu machen, weil ich nichts mehr sehen konnte wegen des Bauches und mir nicht sicher sei, ob es Urin oder tatsächlich die Fruchtblase sei. Während er mir dann das Bild zeigte, kam ein größerer Schwung und da wusste ich ES GEHT LOS! Ich habe erstmal angefangen zu weinen, weil ich realisierte, dass wir bald unser Baby in den Armen halten würden. Aber erstmal schnell auf die Toilette und schauen was da los ist. Dann habe ich gesehen, dass das Fruchtwasser grünlich war. Ein Hoch an dieser Stelle an die diversen Videos und Podcasts, die ich mir in der Schwangerschaft fast täglich angehört habe. Denn dadurch wusste ich, dass der kleine Mann bereits seinen ersten Stuhlgang verrichtet hat. Demnach sofort ab ins Krankenhaus. Während ich meine Kliniktasche zu Ende gepackt habe, fingen auch schon die ersten Kontraktionen an. Noch absolut aushaltbar und nicht „veratmungsnotwendig“. Mein Mann war schon Feuer und Flamme und hat mich ein wenig gestresst, was ich vollkommen verstehen kann, denn die Aufregung war riesig. Und kurz bevor wir aufbrechen wollten ist Nala, unsere Katze, aus der Tür entwischt. Ich konnte nicht ruhigen Gewissens fahren, ohne sie zu Hause zu wissen. Mein Mann war da ganz anderer Meinung - ich sag’s Euch halbe Ehekrise erlebt 😂 Nach 15 Minuten war sie aber wieder im Haus und wir konnten endlich los.


Unterwegs wurden die Wehen schon immer stärker, sodass ich mich vollkommen auf sie und nichts anderes konzentrierte. Wer mich kennt, weiß dass ich eine entspannte Person bin und so war ich auch in der ganzen Situation ruhig und gelassen. In der Notaufnahme angekommen, durften wir uns selbstverständlich auf Covid testen lassen. Kurz darauf ging es aber auch schon auf die Geburtsstation. Dort wurden wir von einer lieben Hebamme empfangen, die meine Fruchtblase untersuchte und dann machte es richtig platsch. Der Muttermund war bei 1cm, also gefühlt noch gar nicht offen. Da war aber klar, ich muss über Nacht bleiben. Am CTG wurden dann die Herztöne des Kleinen und meine Wehentätigkeiten überprüft. Nichts zu sehen. Ich fragte mich, was zur Hölle ich denn da spüren würde, wenn es keine Wehen sind.




Nun gut wir wurden ins Wehenzimmer geführt und mein Mann durfte noch einen Augenblick bleiben, doch dann musste er das Krankenhaus verlassen, da es hieß der Kleine wird morgen wenn überhaupt übermorgen kommen.

Nachdem ich meinen Mann verabschiedet habe, habe ich mich aufs Bett gelegt, denn Laufen, Sitzen, Ball hüpfen oder sonst was kam für mich so gar nicht in Frage. Ich lag dann also da um 23 Uhr und die Wehen wurden immer stärker.




 

SONNTAG, 26.12.2021


Um 1 Uhr kam die Hebamme und am CTG waren immer noch keine Wehen zu sehen, was ich nicht verstand, weil ich mich währenddessen schon nicht mehr unterhalten konnte. Die Schmerzen waren wirklich heftig und das kann man nicht schön reden. Und der Muttermund leider immer noch bei 1 cm, das war ein sehr frustrierender Moment für mich. Denn man hält diese Schmerzen aus und dann bringen sie die Geburt halt gar nicht voran.


Keine 10 Minuten später habe ich nach einem Schmerzmittel gebeten, da es kaum aushaltbar geworden ist. Also stach sie mir etwas in den Hintern. Das Problem war, dass es nur gaaaaar nicht wirkte. Wirklich null. Im Gegenteil meine Wehen wurden so stark, dass ich sie schon mit Lauten veratmen musste. Ich war die ganze Zeit wie in Trance, habe mich nur auf mich und meinen Körper konzentriert. Konnte während der Wehenpausen sogar kurz wegnicken, bis sie irgendwann keine Minute auseinander lagen. Meine Augen waren die ganze Zeit geschlossen und ich habe mich vollkommen den immer stärker werdenden Wellen hingegeben. Es war so ruhig im Wehenzimmer, dass ich mich komplett auf die Kontraktionen konzentrieren konnte. Ich dachte immer ich wäre der Schrei-Typ, aber Nein, habe zu der Zeit kaum einen Ton von mir gegeben.


Eine Stunde später, also um 2 Uhr morgens wurde dann wieder CTG geschrieben und siehe da, immer noch keine Wehen zu sehen. Da war vorbei für mich, die Hebamme wunderte sich außerdem, dass das Schmerzmittel nicht wirkte. Ich dachte wirklich wir müssen irgendwann einen Kaiserschnitt machen, weil ich nicht mehr kann oder so, weil es ja wirklich nichts brachte, ich aber so Schmerzen hatte.

Aber dann beim Abtasten kam die Ernüchterung. Denn der Muttermund hat sich innerhalb von einer Stunde von 1cm auf ganze 7cm geöffnet. Das erklärte meine heftigen Schmerzen und das dieses „leichte“ Mittel da gar nicht gegen ankommen konnte. 7cm, ich dachte mir Woooow Hammer, sonst sind 1cm je Stunde üblich. Das alles hat sich also doch gelohnt.

 

DER KREIßSAAL


Ich durfte also meinen Mann anrufen, dass wir jetzt in den Kreißsaal gehen würden. Er hatte sich natürlich gerade ins Bett gelegt und wollte schlafen, als mein Anruf kam. Hat halt wirklich keiner damit gerechnet, dass es drei Stunden nachdem er gefahren ist, bereits losgeht.

Im Kreißsaal entschied ich mich dann für die PDA, denn diese 7cm haben mir unglaublich viel Kraft gekostet. Ich wollte mir in den letzten drei cm neue Kräfte für die Presswehen schöpfen. Ich war nie komplett gegen Schmerzmittel, meine Geburt sollte einfach selbst bestimmt verlaufen, wenn mir nach irgendetwas sei, würde ich es machen oder nehmen, so auch mit der PDA. Ich habe da einfach auf mein Gefühl gehört. Im Nachhinein war es für mich genau das Richtige, denn ich konnte bei den Presswehen so gut mitwirken.


Ich lag dann also da, 3 Uhr morgens, leicht benebelt und wartete auf meinen Mann. Als er in den Kreißsaal kam, war er erstaunt, dass es so gemütlich und gar nicht steril nach Krankenhaus aussah. Wir waren also da, zu zweit im Kreißsaal und haben die letzten 2 Stunden zu zweit genossen. Ich spürte die Wehen zwar kommen, aber keinen Schmerz. Gegen 4 Uhr habe ich einen enormen Druck gespürt und hatte das große Verlangen zu pressen. Meine Hebamme meinte dann auch gegen halb 5, dass ich jetzt langsam drücken dürfte, da der Muttermund fast bei 10 cm sei. Angefühlt hat es sich einfach wie enorme Verstopfung 😂


Gegen 5 Uhr rief ich sie, dass der Druck immer heftiger werden würde, sie schaute nochmal nach und meinte wir beginnen mit dem Pressen. Es war die ganze Zeit so schön ruhig, auch während des Pressens, habe ich kaum einen Laut von mir gegeben. Zwischendrin meinte die Hebamme noch „Ich sehe viele schwarze Haare, willst du sie fühlen?“. Da musste ich nicht lange überlegen und griff hin, das war ein sooooo verrücktes Gefühl, aber es hat mich nur noch mehr motiviert, unserem Kleinen zu helfen den Weg nach draußen zu schaffen. Dann genau 20 Minuten später, hatten wir es geschafft und ich hielt unseren kleinen Mann im Arm. Er sah so niedlich aus, zwar vollkommen zerknautscht, aber unglaublich schön. Mein Mann und ich haben vor Glück weinen müssen, als wir den ersten Schrei hörten. Diesen Moment werde ich nie wieder vergessen können. Dieses Gefühl ist einfach unbeschreiblich. Das eigene Baby nach 10 Monaten endlich in den Armen halten zu dürfen. Man hat sich so lange gefragt, wie er wohl aussehen mag und dann auf einmal ist er da.


Mein Mann durfte dann die Nabelschnur durchtrennen und uns wurde die Plazenta gezeigt. Für mich immer noch so unbegreiflich, was der weibliche Körper einfach meistert. Ich hatte das große Glück, dass ich weder einen Dammriss hatte, noch einen Schnitt gebraucht hätte. Demnach habe ich keine Geburtsverletzungen erlitten und war gefühlt direkt wieder fit. Was mir dabei höchstwahrscheinlich sehr geholfen hat waren die Dammmassagen, die wir Wochen vorher ausgeübt haben, um Verletzungen vorzubeugen. Und wie man sieht hat es geholfen, ob es ohne auch so gewesen wäre, kann ich natürlich nicht wissen. Der Körper einer Frau ist und bleibt einfach ein wahres Wunder. Auch meine 7 kg Plus in der Schwangerschaft waren tatsächlich sofort runter.

Die U1 unseres Kleinen stand dann an und da erfuhren wir, dass er tatsächlich so zierlich sei, wie ihn meine Frauenärztin geschätzt hat:

50 cm groß, 3020g schwer und einen Kopfumfang von 34cm.

 

Da war er nun also, unser Roman, wurde ganz still und ruhig auf dieser Welt empfangen und sofort mit unendlicher Liebe umhüllt. Er ist wirklich ein wunderschöner Junge, ruhig und entspannt, genauso wie es meine Schwangerschaft und nun auch diese für mich wundervolle Geburt war.

Natürlich war diese mit Schmerzen verbunden, aber es stimmt, wie alle sagen, man vergisst diese ab dem Moment, ab dem das Baby da ist.

Ich bin unendlich dankbar für unseren gesunden Sohn, dass mein Mann trotz der Pandemie bei diesem ganz besonderen Ereignis in unserem Leben dabei sein durfte und natürlich dankbar für diese schöne Geburtserfahrung. Es war wirklich schön für mich, selbst bestimmt und ich würde einfach nichts anders machen.


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